+, +- und – Gründe für einen Urlaub an der Westküste Istriens

Hallo zusammen!

Nachdem jetzt einige Monate vergangen sind ohne dass wir eine nennenswerte Reise machen konnten (wir hatten einfach zu viel zu erledigen), kommt nun endlich wieder ein Bericht. Der vielleicht auf den ersten Blick etwas komisch anmutende Titel soll schon darauf hinweisen, dass es sich um einen Reisebericht handelt, der etwas anders ist als die sonst von uns verfassten.

Viel Spaß beim Lesen und wie immer freuen wir uns auf eure Kommentare!

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Gelungenes künstlerisches Arrangement in Rovinj

++       Anbindung (Autobahn): Von Graz aus ist nur noch ein kleines Stück zwischen Slovenien und Kroatien auf einer (holprigen) Bundesstraße zurückzulegen. Der Rest ist Autobahn. Mit dem PKW in ca. 3,5 Stunden, mit dem Camper in ca. 5,5 Stunden bequem erreichbar. Ab 1.7.2013 ist Kroatien außerdem noch Mitglied der EU (Schengenaussengrenze) für EU Bürger wird es bei der Einreise angekündigte Erleichterungen geben, der oft gefürchtete Stau bei der Einreise sollte bald Geschichte sein. Allerdings gilt dies nicht für die Staus bei den Mautstationen…

++       Kulinarik: Hierfür gibt es einen besonders dicken Pluspunkt. Wir sind in dieser Hinsicht recht verwöhnt und durchaus anspruchsvoll (wir beide kochen und essen gerne und gut). In Istrien kamen wir voll auf unsere Rechnung. Seien es edle Fische oder Meeresfrüchte, sei es istrisches Lamm vom Grill oder aber auch traditionelle Speisen wie Spanferkel, Cevapcici oder Djuvec. Der Gaumen wird verwöhnt! Meckern ist nur auf hohem Niveau möglich. So ist uns mehrmals aufgefallen, dass der Rechaud nicht heiss sondern maximal lauwarm ist und somit die abendliche „Platte für 2“ zu schnell kalt wird.

+        Luft und Wassertemperaturen ab Mitte Juni: Perfekt! Die Tage sind noch nicht zu heiss (tagsüber so um die 25 – 27° C), die Nächte bringen die benötigte Abkühlung (um die 18°), die obere Adria wartet mit Temperaturen knapp über 20° auf, genau richtig um sich zu erfrischen! Zuvor (also so Pfingsten Mitte/Ende Mai), auch wenn nur wenige Wochen oder sogar nur Tage dazwischenliegen, ist die Adria bei Istrien noch sehr knackig frisch und uns zu kühl um darin – auch nur kurz – zu baden. Entsprechende Selbst-Experimente endeten in einem veritablen Schnupfen! Auch die Lufttemperaturen im Mai waren uns in den letzten Jahren zu niedrig, sodass wir ab nächstem Jahr – sollte es uns wieder nach Kroatien verschlagen – nicht vor Anfang, besser noch Mitte Juni anreisen werden.

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Mit dem Radl entlang der Istrischen Küste. Fantastisch!

+        Sanitäre Anlagen: Ein Kriterium auf welches wir großen Wert legen. Vor allem im Süden steigen wir in Hotels prinzipiell nicht unter **** ab, auch wenn wir mit dem Camper unterwegs sind zahlen wir gern ein paar Euros mehr für einen Stellplatz der gehobenen Kategorie und genießen den Komfort sauberer Sanitäranlagen. Auch in den Restaurants ist für uns ein gepflegter Zustand der Toiletten ein Kriterium für einen weiteren Besuch. Hier hat Kroatien stark nachgerüstet, ich erinnere mich an die Zeit vor ca. 15 Jahren, als jeder Klo-Gang dem Test gleichkam wie lange man die Luft anhalten konnte. In den Anlagen die wir besuchten (Hotels, Restaurants, Campingplätze) hatten wir durchwegs gute oder sehr gute Erfahrungen gemacht. Bei einer Campinganlage haben wir jedoch den Motor noch gar nicht richtig abgestellt, alleine der Anblick auf die marode, barackenartige Sanitär-Infrastruktur hat uns bewogen, das Gelände fluchtartig zu verlassen. Ja, auch solche gibt es noch, allerdings stehen mittlerweile dutzende sehr gute Plätze zur Verfügung und es ist nur eine Frage der Zeit bis auch die letzten Relikte vergangener Tage um- auf- nachrüsten oder zusperren.

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Bio Olivenöl, direkt an der Plantage vom Besitzer abgefüllt.

±        Preise auf Österreichischem Niveau: Von der Fischplatte um einen 20er sind wir schon weit entfernt, auch im Kaufhaus kauft man (fast) auf vergleichbarem österreichischen Niveau. Einige regionale Produkte sind noch günstiger zu haben. Wir kauften auch häufig bei den Obst- und Gemüsestandln die hier überall anzutreffen sind. Die regionalen Früchte schmecken herrlich, auch kauften wir bei so einem Stand das Istrische Olivenöl, welches sehr erdig schmeckt sowie den Honig und den Schafs- und Ziegenkäse. Alles nicht billig aber sehr gut.

±        „Deutsche Kolonie“: Was ich nie verstehen werde ist, wie sich manche unserer nördlichen Nachbarn im Ausland benehmen. Ich habe viele Bekannte in Deutschland, einige würde ich sogar als Freunde bezeichnen, keiner von denen legt daheim in Deutschland oder auch als Gast in Österreich solch ein Verhalten zur Schau. Aber wehe wenn sie mit ihrer Wir-sind-wir Mentalität in den Süden losgelassen werden, auch heuer konnten wir es leider wieder häufig beobachten bzw. waren zum Teil auch selbst betroffen: sicher die Hälfte aller DE-Camper schauen dich blöde an, aber grüßen nicht zurück wenn sie merken dass sie es nicht mit einem der ihrigen zu tun haben, wollen in der Konoba kein lokales Bier oder istrischen Wein sondern Weissbier, lassen den Supermaxi

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Mit Gerhard in einer ruhigen Minute beim (leider seltenen) Plauschen

mit dem dicken Audi oder der netten Yacht  raushängen, kennen oft weder „bitte“ noch „danke“ und führen sich auf als wären sie Kolonialisten und nicht Gäste. Über besondere Tugenden wie „Wohnmobilwaschen am Campingplatz“ oder „sich lautstark über den nicht erhaltenen Fensterplatz im Restaurant beschweren“ möchte ich mich gar nicht weiter auslassen. Viele Orte und Campingplatze sind mittlerweile „fest in deutscher Hand“. Vorteilig ist, dass auf diesen Plätzen meist ein höherer Standard herrscht als bei anderen.

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Hafen von Vrsar

±        Nächtliche Beschallung: Man sollte sich schon genau über die örtlichen Gepflogenheiten erkundigen ehe man sich für einen Campingplatz oder ein Hotel entscheidet. Wir taten das nicht und hatten einmal Glück, ein weiteres mal Pech. Just an einem Wochenende an dem wir es uns in der Grünen Lagune bequem machten, fand ein Musikfestival statt. Das ist fein, wir mögen Musik – dachten wir. Ohne einen wirklichen Schimmer davon zu haben was das wirklich bedeutete. Zwangsbeschallung mit Kroatischer Volksmusik von der einen Seite und launischer Party-Meilen-Disco Sound von der anderen kommt einer Psychofolter schon sehr nahe. Flucht in eine nahe andere Bucht war nicht zielführend, denn auch von hier schallte uns schon kräftiger Disco-Sound über das Meer entgegen. Bei einer nächtlichen Spazierfahrt mit dem Fahrrad konnte ich so manche Stellen entdecken, bei der man gleich von 3 Seiten mit unterschiedlichen Musiken verwöhnt wird. Im Raum Porec gibt es den ganzen Sommer über immer wieder Musikveranstaltungen, die man bewusst besuchen kann – oder bewusst vermeiden muss. Die übliche Happy-Seppi Musik aus den Hotels hört man mit der Zeit nicht mehr…

—        Dreck: Was tun wir unseren Meeren nicht alles an? Immer wieder lesen wir in den Zeitungen von Überfischung, Plastikmüll und anderen Furchtbarkeiten die unsere Meere belasten.

Als Bewohner eines Binnenlandes nehmen wir das irgendwie zur Kenntnis und gehen dann zur Tagesordnung über. Aber wenn man auf Urlaub am Meer ist und nach einem Gewitter das Meer auf vielen Kilometern Dreck ausspuckt, Plastikflaschen, Nylonsackerln, Papierl, jeden erdenklichen Müll bis hin zu Ölfässern (!), dann kommt man doch ordentlich ins Grübeln. Gut 3 Tage war es uns nicht möglich ins Meer zu gehen, weil entweder der Strand zugemüllt war, oder in Strandnähe im Wasser haufenweise Dreck schwamm. Ich erinnere mich an manche Strände in Italien, wenn hier Müll angeschwemmt wird, vielleicht noch dazu vermischt mit Algenschlatz, dann haben viele Menschen alle Hände voll zu tun um die Strände wieder in Ordnung zu bringen. Diese Einstellung ist in Kroatien noch überhaupt nicht angekommen. Man setzt hier auf die Bora, die spült den ganzen Dreck wieder zurück, wir haben gerade einmal einen (!) Mann gesehen, der mit einem Cacher Unrat aus dem Hafen in Rovinj fischte. Ihr könnt euch vorstellen, dass der Effekt gleich Zero war.

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Dreck nach Gewitter, Wie man sieht war es einigen egal, Badevergnügen im Müllwasser (klick für Vollbild)

In anderen Städten wie Novigrad hat das seltsamerweise niemanden gekümmert, im Gegenteil – wir konnten sogar Leute beobachten, die lustig zwischen den Plastikackerln und Klopapierfetzerln herumschwammen. Igitt!!! Und weils sowieso schon egal ist, pinkeln manche Leute gleich vom Steg ins Wasser (wir verzichten darauf Beweisfotos hier einzustellen – ein beschämender Anblick). Das ein paar Meter weiter die Fischer hocken und sich noch ein paar Meter Weiter eine Toilette befindet ist denen völlig wurscht. Ich habe einem Pinkler (einem Russen) „he du Sau!“ zugerufen. Er konnte mich nicht verstehen, mein Gesichtsausdruck war sicher unmissverständlich, aber er zuckte mit den Schultern und ging zurück zu seinem Bier und seinen Kumpanen. Zwei Minuten später stand der nächste am Pier…  Sehr seltsam, primitiv und schockierend dass sich niemand ausser uns darüber aufgeregt hat.
Tatsächlich drehte der Wind am nächsten Tag und am übernächsten Tag war der ganze schwimmende Müll verschwunden – im Meer. Nur vereinzelte Dreckhäufen, die die hohen Wellen herausgeworfen hatten, zeugten noch ein oder zwei Tage lang von der Tragödie die sich in der Adria abspielt. Aber auch dieser Unrat wurde trocken und vom Wind verblasen. Zurückgebliegen sind Glassplitter und grobe Plastikteile. Wegräumen tut hier niemand irgend etwas. Klar, dass wir hier keinen Fuß mehr ins Meer setzten und sehr schade, dass über all den positiven Eindrücken von zusammen fast 5 Wochen Istrien (verteilt auf 2 Aufenthalte), nun der Makel des Drecks im Meer liegt.

Aber um den Bericht positiv zu beenden (denn alles in allem war es eine tolle Zeit!):

++       Malvasia Istriana: Dieser Wein muss einfach erwähnt werden. In vielen Konobas wird er offen als Hauswein serviert, wir haben uns sofort in ihn verliebt und so ist es kaum verwunderlich dass sich dieser vollmundige Saft der autochthonen Rebe fast täglich des Abends zu uns gesellte. Vielerorts wird behauptet der Geschmack des Malvasia sei nicht (mehr) zeitgemäß, dieser Meinung können wir uns nicht anschließen. Sein volles und blumiges Aroma können wir besten Gewissens weiterempfehlen der Malvasia schmeckt zu Fisch, Fleisch oder ganz einfach mal so – einfach wunderbar!

           Besuchte Plätze/Städte (von Nord nach Süd): Novigrad, Lanterna, Cervar-Porat, Crvar, Ulika, Laguna Materada (die Bucht hinter dem alten Tito-Tempel ist urig und kaum besucht wir waren teilweise ganz allein da!) , Porec, Zelena Laguna, Bijela Uvala, Funtana (tolles Restaurant am Hafen, klein und unscheinbar aber sehr gute Küche: „Tonja“),  Vrsar (mit unserem Lieblingsrestaurant am Hafen: „La Rosa“), Limsky Fjord, Rovinj, Fazana, Pula, Medulin.

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Fast schon kitschiger Sonnenuntergang

Kategorien: ohne Kategorie, Reiseberichte | 15 Kommentare

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15 Gedanken zu „+, +- und – Gründe für einen Urlaub an der Westküste Istriens

  1. Robert Prewein

    Servus Walter
    Schön, dass ich da plötzlich zu deinem Blog stoße. Wars Zufall, oder gezielt. Bin ja nicht der Internetexperte, würde mich aber freuen, von dir immer wieder zu lesen.

    L.G.
    Robert (Roma)

  2. Anonymous

    1.) Super toller Bericht!!!
    2.) Das mit den ins Meer-pi…..haben wir vor gut sieben Jahren auch schon in Zadar gesehen……..dem bedarf es an keinem Kommentar.
    3.) Das mit dem DRECK im Meer ist leider wahr und Traurig……..
    4.) Jedoch hatten wir einen super Campingplatz der ist/wahr extrem SAUBER …auch die Waschräume und Toiletten…… (die wurden alle stunde gereinigt und Desinfiziert!!!!!!)
    Alles in allem ist Kroatien Traumhaft , ich freue mich schon auf wieder Reiseberichte von euch.

  3. Servus Walter

    Schöner Bericht, wie immer mitreißend geschildert. Naja, die Sachen mit dem Dreck wird halt noch dauern, das ist eine Mentalitäts-, aber auch Erziehungssache. Wir sind vor 2 Jahren durch Bosnien und Herzegowina gefahren, da hängen die weggeschmissenen Plastiksackerln an den Gartenzäunen, wie die Stofffähnchen bei den Schamanen an den Gebetsstätten.
    Zu unseren deutschen Nachbarn habe ich nichts hinzu zu fügen, es gibt eben solche und solche. Die gibts aber auch in unseren Reihen, speziell nach der Ostöffnung habe ich mich, egal ob Prag, Brünn, Bratislava oder Budapest, häufig über Wiener Reisegruppen geärgert, die sich da aufführten, als wären sie die Befreier bzw. neuen Besitzer.

    • Robert ich gebe dir in allem was du schreibst vollkommen recht! Danke für deinen Kommentar!

  4. Thomas Dobnik

    Servus Ihr zwei,

    ich bin vor über 40 Jahren das erstemal in Istrien gewesen- genau gesagt in Premantura, das ich seit meiner Kindheit als mein Lieblingsdomizil bezeichnen würde.
    GsD haben wir solche Zustände, wie Du sie geschildert hast, (noch) nie erlebt.
    Einzig, machten wir den Fehler Mitte August nach Istrien zu fahren- Ferragosto.
    Da hatten wir nicht nur ein negatives Erlebnis mit Nachbarn, aber die kamen nicht aus Deutschland, sondern aus Italien :-/
    Da kamen sogar die fleißigen Reinigungsdamen mit dem Putzen nicht mehr nach- daher Urlaub nur mehr vorher oder nachher 😉
    Danke Dir für den schönen und informativen Bericht!
    LG Thomas

  5. Servus Gräfin, Servus Zeralut,
    wir waren auch viele Jahre in Istrien, hauptsächlich Funtana.

    So schlimme Zustände wie von euch geschildert haben wir zum Glück nie erlebt.
    Hoffentlich sind das Ausnahmen, denn wir wollen das schöne Land wieder besuchen.

    LG Corinna&Ferl

    • Der Ort Funtana hat uns sehr sehr gut gefallen, ja 2 Erlebnisse wünsche ich keinem: a) Pinkler am Pier b) Schmutzentladung des Meeres nach einem Gewitter.
      Den Campingplatz haben wir nicht besucht, seid ihr auf dem gewesen?

  6. Da Steirer

    Super toller Bericht!!!
    Das mit den Deutschen erleben wir leider immer wieder!!!
    Bin da voll und ganz deiner Meinung!!
    Liebe Grüße Hans-Peter (Da Steirer)

  7. Gerhard

    Schöner Bericht zu einem schönen Urlaub, wir hoffen nächstes Jahr wieder!

    • Ja Gerhard, eine einmal begonnene Tradition soll man nicht leicht brechen 😉

  8. Anonymous

    Zu Kroatien selbst können wir nichts spezielles sagen, da es absolut nicht zu unseren Urlaubsländern gehört. Wir, Karin und ich, stimmen Dir aber speziell in der Beschreibung unserer deutschen Nachbarn zu. Wir haben dasselbe zwei Monate lang in Italien festgestellt. Auch wir haben Freunde in Deutschland, aber so würde sich keiner benehmen. Wir wurden auf Anfragen von Kellnern und Anderen, ob wir Deutsche seien, nach der Antwort, wir seien Österreicher auch wesentlich freundlicher behandelt, als deutsche Urlauber.
    Ein nicht unbekannter Deutscher hat es einmal auf den Punkt gebracht, warum Deutsche in der ganzen Welt unbeliebt sind : Er sagte : Weil wir alles besser wissen und uns überall so rücksichtslos benehmen, wir wir das eben tun.

    • Klaus Kist

      Bin mit meiner Meinung über unsere deutschen Nachbarn nicht anonym, sondern da ist leider was schief gelaufen.

    • Schade eigentlich oder? Auch ich kenne so viele liebe Deutsche!

  9. Grüß Euch Gräfin & Zeralut!

    Danke für den ausführlichen Bericht, der sich in manchen Aussagen auch mit meiner Meinung deckt.
    Trotzdem ist gerade Istrien nach wie vor meine Nummer 1.

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